Highlights 2025 Semicon 52 – 53 „Die Chipherstellung ist extrem hoch automatisiert und benötigt eine innovationsfähige Automatisierung.“ Frank Bösenberg Interview//Chips sind die treibenden Kräfte des Fortschritts in allen Lebensbereichen. Meist unsichtbar im Ver- borgenen verrichten sie enorme Rechenleistungen. Das Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz verleihen dem Halbleitermarkt einen enormen Wachstumsschub. Einblicke in die Welt der Halbleiter und Ausblicke auf bahnbrechende Entwicklungen geben Frank Bösenberg, Geschäftsführer Silicon Saxony e.V., und Ajit Manocha, Präsident und CEO von Semiconductor Equipment and Materials International. Der Automatisierung kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. » Herr Bösenberg, Halbleiter sind globale Leistungsträger in allen Lebensbereichen, welche Bedeutung hat die Chip-Industrie für die Wirtschaft weltweit? Frank Bösenberg: Die Chip-Industrie ist eine strategische Industrie für viele weitere Wirtschaftssektoren und deren Wertschöpfung. Man spricht von einem Verhältnis von eins zu fünfzig hinsichtlich der Wirkung von Chips auf andere Industrien und Wirtschaftsbe- reiche. Aus einem Euro in der Chip-Herstellung werden bis zu 50 Euro an weiterer Wertschöpfung generiert. » Der Halbleitermarkt ist sehr speziell, was macht diesen so besonders und welches Wachstum ist für die Zukunft zu erwarten? Bösenberg: Das Besondere ist, dass Chip nicht gleich Chip ist. Betrachtet man Chips für Smartphones, Tablets und Co., so unterliegt deren Innovationsentwicklung sehr kurzen Zyklen. Auf der anderen Seite müssen Chips für die Automobilindustrie auf eine Lebensdauer von Jahren und Jahrzehnten ausgelegt sein. Über alle Segmente hinweg rechnet man aktuell mit sechs bis acht Prozent jährlichem Wachstum des globalen Chip-Markts. Bis zum Ende des Jahrzehnts geht man von einer Verdopplung des globalen Marktvolumens von bis zu einer Billion Dollar aus. » Vor einigen Jahren gab es massive Probleme mit den Lieferketten in der Halbleiterindustrie. Was waren die Ursachen und sind wir heute davor gefeit? Bösenberg: Alle Chipwerke weltweit laufen 24/7. Kapazitätsschwankungen sind nur sehr schwer auszugleichen. Der gesamte Produktionszeitraum für die Bearbeitung von Chip-Frontend und -Backend dauert rund sechs Monate. Hinzu kommt die Vielzahl der Materialien, die für die Chipproduktion benötigt werden. Wir haben eine hoch diversifizierte globalisierte Wertschöpfungskette, die hochgradig miteinander verzahnt ist. Gibt es aus geopolitischen oder geo- physischen Gründen in einem Bereich der Halbleiterwertschöpfungskette eine Störung, betrifft das das gesamte Netzwerk. Das gilt auch heute noch. Vom Silicon Saxony ... Frank Bösenberg ist Geschäftsführer von Silicon Saxony e.V., dem größten MikroelektronikCluster in Europa. www.silicon-saxony.de Foto: Tommy Halfter
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