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Highlights 2025 Semicon 54 – 55 » Wachsender Marktgröße steht schrumpfende Chipgröße gegenüber, wie weit kann die Miniaturisierung noch gehen? Gibt es Grenzen des Machbaren? Manocha: Die Miniaturisierung ist ein ständiger Prozess. Seit den Anfängen der Halbleiterbranche erreichen wir alle 18 Monate einen Punkt, an dem sich die Komplexität der Chips verdoppelt. Nun hat sich diese Entwicklung verlangsamt, da es immer schwieriger wird, Chips mit einer Größe von nur zwei Nanometern herzustellen. Trotzdem werden wir weitere Fortschritte erzielen. Früher oder später stoßen wir jedoch an die physikalischen Grenzen der Atomgröße. Zwei Nanometer entsprechen 20 Angström, das ist immer noch eine relativ große Zahl. Wir werden vielleicht bis 15 Angström und 10 Angström vordringen können, doch dann wird der einstellige AngstromBereich die absolute Grenze sein. » Wachstum bedeutet in der Regel auch wachsende Komplexität der Lieferketten und diese haben sich in der Vergangenheit als anfällig erwiesen. Kann KI helfen, Halbleiter-Lieferengpässe zu vermeiden? Manocha: Im Moment machen wir viele Dinge physisch. Wir sprechen mit den einzelnen Bauteileherstellern, dem Distributor und dem Leiterplattenproduzenten und holen uns von überall her Puzzleteile vom Ganzen. Ich denke, dass KI dazu beitragen wird, auch dieses System zu automatisieren, so dass alles sehr gut organisiert abläuft und die Dinge schneller und besser vonstattengehen. Als die Chip-Knappheit begann, mussten sich viele der Zulieferer und Gerätehersteller wirklich Gedanken machen, woher sie Chips bekommen. Sie wussten nicht, welches Unternehmen den Chip tatsächlich herstellt. All diese Informationen waren entweder unbekannt oder geschützt. Mit Hilfe der KI als Teil des gesamten Prozesses wird vieles einfacher werden, der Markt wird transparenter gestaltet und die gesamte Wertschöpfungskette demokratisiert. Das wird die Lieferketten deutlich stärken und resilienter machen. » Brauchen wir eine stärkere Regionalisierung und gleich- mäßigere Verteilung der weltweiten Halbleiterindustrie? Manocha: Derzeit gibt es eine begrenzte Anzahl von Halb- leiterzentren in der Welt. Wir haben während des COVID-19- Prozesses und angesichts von Klima- und geopolitischen Fragen gelernt, dass wir sehr verwundbar sind, wenn wir Halbleiter nur in wenigen Regionen der Welt produzieren. Daher bin ich der Meinung – und ich denke, dass viele meiner Branchenkollegen mir hier zustimmen –, dass wir vor dem Hintergrund der angestrebten Verdoppelung des Wachstums besser fahren, wenn wir mehr Regionen erschließen. Auf diese Weise schaffen wir globale Redundanzen, die uns weniger anfällig für die Risiken machen. Ajit Manocha ist Präsident und CEO von SEMI (Semiconductor Equipment and Materials International), dem globalen Branchenverband der Lieferkette für Elektronikfertigung und -entwicklung mit Hauptsitz im kalifornischen Milpitas. Manocha verfügt über mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Halbleiterindustrie. www.semi.org „KI wird der Treiber des Halbleiterwachstums der Zukunft sein.“ Ajit Manocha Foto: SEMI Das Interview mit Ajit Manocha fand am 7. November 2024 bei SEMI Americas in Milpitas, Kalifornien statt und wurde von Damon Turley, Leiter Vertrieb Industriesegment ELA, Festo USA, geführt.

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