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Funktionsweise und Einsatzpotenziale

Für eine sichere und ergonomischere Arbeitswelt der Zukunft

Die Bedienung des BionicCobot erfolgt intuitiv über ein eigens

entwickeltes grafisches User Interface. Mittels Tablet kann der

Anwender die durchzuführenden Aktionen ganz einfach teachen

und parametrieren. Die definierten Arbeitsschritte lassen sich jeder-

zeit per Drag-and-Drop in einer Zeitleiste beliebig aneinander-

reihen. Dabei wird der komplette Bewegungsablauf virtuell ab-

gebildet und parallel simuliert.

Schnittstelle zwischen dem Tablet Interface und dem Festo Motion

Terminal ist die Open-Source-Plattform ROS (Robot Operating Sys-

tem), auf der die Bahnplanungen der Kinematik berechnet werden.

Das ROS interpretiert dazu den eingehenden Code aus dem Tablet

und leitet die daraus resultierenden Achskoordinaten an das Motion

Terminal weiter.

Auf Grundlage dieser Koordinaten kann das Motion Terminal über

seine internen Algorithmen den jeweiligen Druck in den Luft-

kammern regeln und damit die Position der einzelnen Achsen

bestimmen. Dabei fließen auch die eingehenden Sensordaten

der sieben Gelenke in Echtzeit in die Aktionen ein.

Aufbau und Antriebskonzept nach natürlichem Vorbild

Der Aufbau des BionicCobot gleicht dem des menschlichen Arms

von der Schulter über Oberarm, Ellbogen, Elle und Speiche bis zur

Greifhand. Wie die Blutgefäße und Nervenstränge im menschlichen

Körper verlaufen die Druckluftleitungen sicher im Inneren der Kon-

struktion und können so nicht abknicken. Sie versorgen die pneu-

matischen Schwenkflügel-Antriebe, die in den sieben Gelenken

des Roboterarms sitzen. In jedem Gelenk sind außerdem zwei

Drucksensoren und ein Absolut-Encoder mit CAN-Bus zur Ermitt-

lung der Positionsdaten verbaut.

Werden die Luftkammern der Antriebe beaufschlagt, bewegen

sich die Schwenkflügel in eine bestimmte Richtung, die sich auf

die integrierten Lagerwellen überträgt. Vom Ellbogen abwärts

sind alle Leitungen bis zum Greifer direkt durch die Wellen ver-

legt. Spezielle Dichtungspatronen ermöglichen diese Drehdurch-

führung von bis zu sechs Kanälen, von denen schließlich zwei

Luftleitungen den Greifer versorgen. Je nach Aufgabenstellung

lassen sich an den BionicCobot unterschiedliche Greifsysteme

anschließen.

Durch die technische Umsetzung des Agonisten-Antagonisten-Prin-

zips lassen sich das Kraftpotenzial und damit auch der Verstei-

fungsgrad des Roboterarms exakt bestimmen. Im so genannten

Balancer-Modus ist der BionicCobot so geregelt, dass er Schwer-

kraft und Nutzlast ausgleicht und eine gewünschte Position un-

mittelbar ruhig halten kann. Der Haltevorgang erfolgt nahezu ener-

giefrei und eignet sich ideal für Montagetätigkeiten.

Sichere Zusammenarbeit und hohe Nutzerakzeptanz

Dem Anwender steht außer dem Tablet Interface noch ein manuel-

les Bedienfeld am Greifgelenk zur Verfügung. Über die Signale der

blauen LED-Beleuchtung an den Gelenken kann der Roboter mit

dem Nutzer kommunizieren – etwa um einen Wartemodus anzu-

zeigen oder Warnhinweise zu senden. Kommt es dennoch zu einer

Kollision, gibt der Roboterarm automatisch nach und stellt keine

Gefahr für den Menschen dar. Durch den Einsatz pneumatischer

Schwenkantriebe kann das System nicht überhitzen. Zudem schaf-

fen die natürlichen Bewegungen des bionischen Roboterarms eine

Vertrautheit beim Anwender, was die Akzeptanz für eine enge Zu-

sammenarbeit steigert.

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten zur Entlastung des Menschen

In Zukunft könnte der BionicCobot den Menschen vielerorts bei

monotonen und stupiden oder gar gefährlichen und ungesunden

Bewegungsabläufen entlasten. Er verbessert die Ergonomie am

Arbeitsplatz und steigert die Produktivität. Vor allem in der Pro-

duktion, in Handwerk, Service oder Pflege könnten Arbeitsschritte

mit Hilfe des pneumatischen Leichtbauroboters einfach und wirt-

schaftlich teilautomatisiert werden.

In Zukunft kann das System flexibel erweitert und nach Bedarf

ergänzt werden: etwa durch Sprachsteuerung, Bildverarbeitung,

Infrarot-Tracking oder künstliche Intelligenz. Die speziell entwickel-

ten Softwaretechnologien, wie das User Interface, lassen sich zu-

dem auf andere Roboterkinematiken übertragen.

Da der BionicCobot auch in verschmutzten oder gesundheits-

gefährdenden Umgebungen arbeiten kann, ist er außerdem für

einen Einsatz in der Telemanipulation prädestiniert: Mit Hilfe einer

VR-Brille könnte der Mensch in die Lage versetzt werden, den

Roboterarm so intuitiv wie seinen eigenen Arm zu steuern.

01

02

01:

Intuitive Bedienbarkeit:

mit dem

Tablet Interface kann der Roboterarm

problemlos geteacht werden

02:

Sicherer Umgang:

das manuelle

Bedienfeld und einer der LED-Ringe zur

Kommunikation mit dem Anwender

03:

Ausgeklügeltes Zusammenspiel:

das

neuartige Antriebskonzept des sieben-

achsigen Roboterarms

Ringförmige

LED-Beleuchtung

Drucksensoren-Paar

Luftverteilerplatte mit

QS-Verschraubungen

Lagerwelle mit

Energiedurchführung

Dichtungspatronen

Einstellbare Lager

Manuelles Bedienfeld

Absolut-Encoder

mit CAN-Bus

Pneumatischer

Schwenkflügel

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Festo AG & Co. KG

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BionicCobot: feinfühliger Helfer für die Mensch-Roboter-Kollaboration