

Mag. Gerald Reischl
ist Chefredakteur von
futurezone.atund
Autor mehrerer Bü
cher wie etwa „Die
Google Falle“. Seine
Website und seinen
Blog gibt es unter
www.reischl.comDas Ziel rückt näher
Ein Durchbruch ist Forschern von Mi-
crosoft Research und der Universität To-
ronto gelungen. Sie haben statistische
Methoden mit Big Data kombiniert und
versucht, ein Gehirn zu simulieren. Ein
Datenabgleich, der in Bruchteilen von
Sekunden passiert und Übersetzungen
„errechnet“.
Microsoft ist einer von mehreren Konzer-
nen, die sich mit dem Thema Echtzeit-
übersetzung intensiv auseinandersetzen.
Das Unternehmen hat auch kürzlich den
Skype Translator vorgestellt. Ein Feature
bei Skype, das Sprache übersetzen kann
– sechs Sprachen werden anfangs unter-
stützt, Englisch, Französisch, Deutsch, Ita-
lienisch, Mandarin und Spanisch. Skype
(Microsoft) verspricht: Sie können in einer
dieser Sprachen kommunizieren, ohne sie
lernen zu müssen (Hindi, Arabisch, Portu-
giesisch, Bengali, Russisch, Japanisch
fehlen aus den Top 10 der am meisten
verbreiteten Sprachen).
Die „Übersetzungswolke“
Die Wissenschaftler wollen die babyloni-
sche Sprachenverwirrung auflösen und so
Kommunikation zwischen anderssprachi-
gen Gesprächspartnern möglich machen.
In Echtzeit sollen Großrechner in der
Cloud, also der Datenwolke, Worte in eine
x-beliebige Sprache übersetzen. Ein heh-
res Ziel, wenn man bedenkt, dass es welt-
weit etwa 7.000 Sprachen gibt. Würde das
allerdings mit den Top 10 der meistge-
sprochenen Sprachen funktionieren, wäre
das schon ein Erfolg. Immerhin spricht
etwa die Hälfte der Menschen eine der
zehn meistgesprochenen Sprachen.
Sprache zu Sprache
IBM arbeitet nach eigenen Angaben be-
reits fünf Jahrzehnten am „Watson Lan-
guage Translation“-Service und bietet
Echtzeitübersetzungen an – die Fehler-
quote liegt bei 10,4 Prozent. Folgendes
Szenario soll bald möglich sein: Ein eng-
lischsprechender Hotline-Mitarbeiter
kommuniziert mit einem spanischen Kun-
den und alles, was sie miteinander spre-
chen, wird in die Sprache des jeweils an-
deren übersetzt. Wie Sprache zu Text und
Text zu Sprache, soll auch Sprache zu
Sprache funktionieren.
Entwickler-Wolke
Das Spannende an der IBM-Lösung ist
zum einen, dass hier Watson-Technologie
zum Einsatz kommt. Watson ist ein Com-
puterprogramm aus dem Bereich der
Künstlichen Intelligenz. Es wurde von IBM
entwickelt, um Antworten auf Fragen zu
geben, die sowohl in digitaler Form als
auch in natürlicher Sprache eingegeben
werden. Benannt ist die Watson-Technolo-
gie übrigens nach Thomas J. Watson, ei-
nem der ersten Präsidenten von IBM.
Zum anderen ist die IBM-Lösung ein Hoff-
nungsträger, dass Spracherkennung,
Sprachsteuerung und Echtzeit-Überset-
zungen demnächst wirklich funktionieren.
Denn es gibt nun eine eigene „Entwickler-
Wolke“. Mehr als 5.000 Partner, Daten-
Wissenschaftler und Studenten haben
Zugang zu dieser Wolke, um Lösungen
für diese Themen zu entwickeln. So ist es
durchaus möglich, dass die „Macht der
Masse“ einen neuen „Turm“ errichten
wird, der die Kommunikation der Welt
verbessert.
3.2015
trends in automation
Erfindungen
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